Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 23. April 1999

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"Das Internet wird zum Einkaufsparadies / ... / Bislang bremsen noch Sicherheitslücken die Kauflust im Netz
... Daß die Lust auf eine Einkaufstour mit Maus und Monitor beim Kunden noch eher flau ist, hat ganz handfeste Gründe. Das beste Beispiel hat gerade kürzlich wieder eine Panne beim US-Anbieter Vitanet geliefert, die für empörte Aufregung im globalen Dorf sorgte. Bei Vitanet, Partner des berühmten Suchdienstes Yahoo, lagen sämtliche Adressen, Aufträge, Kundeninformationen, sogar die Kreditkartennummern der Besteller offen zugänglich und konnten von jedem Besucher der Web-Site eingesehen werden. ... Noch schlimmer ist es, wenn Wildfremde mit der eigenen Kreditkartennummer Stereoanlagen oder Flugreisen ordern. ... Solange Kunden noch nicht darauf vertrauen, daß beim Electronic Commerce ihre Privatsphäre gewahrt und ihr Konto unangetastet bleibt, halten sie sich beim Bepacken des virtuellen Einkaufskorbs zurück. 'Electronic Business mit allen seinen Möglichkeiten', weiß auch der Frankfurter Fachverband Informationstechnik, 'wird sich nur dann durchsetzen, wenn den Nutzern bei der Übermittlung und Verarbeitung ihrer Daten absolute Sicherheit garantiert werden kann.'" WELT 23.4.99 S. 20

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"Kunde muß Kontrolle dulden
Mitarbeiter von Großmärkten können Rechnung und Einkaufswagen der Kunden nach dem Bezahlen an der Kasse kontrollieren. ... Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf ... . ... (Az.: 1 Ws 16/99)." HB 34.4.99 S. 4

"Einkaufswagen dürfen kontrolliert werden" WELT 23.4.99 S. 12

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LOKALES

Berlin: "Verfassungsschutz beobachtet PDS: Oppositionsparteien kritisieren Senator
... Grünen-Fraktionschefin Renate Künast ... ...kündigte an, sich wegen der über die PDS gesammelten Informationen an den Datenschutzbeauftragten von Berlin zu wenden." WELT 23.4.99 S. 34

"PDS steht weiter unter Beobachtung / Innensenator verteidigt Verfassungsschutzeinsatz / SPD: 'Dürre Fakten'
... Die PDS prüft, ob sie sich vor Gericht gegen die Beobachtung wehrt. ... Gegen den Euro zu sein oder sich für die Antifa-Arbeit einzusetzen, seien noch keine Hinweise auf verfassungsfeindliche Tendenzen, sagte Künast. Angesichts des Materials, das gesammelt werde, 'ist das schon ein Fall für den Datenschutzbeauftragten', sagte sie." BerlZtg 23.4.99 S. 23

"PDS bleibt unter Beobachtung / Innensenator Eckart Werthebach (CDU) läßt weiterhin sechs PDS-Gruppierungen durch den Verfassungsschutz beobachten. SPD, Grüne und PDS kritisieren parteipolitische Motive
... Die grüne Abgeordnete Renate Künast kritisierte, der Verfassungsschutzbericht enthalte zahlreiche unzulässige Informationen. So sei eine Demonstration gegen Heimbetreiber, die an Flüchtlingen verdienten, aufgeführt. Dies sei rechtswidrig und 'ein Fall für den Datenschutzbeauftragten'. Der Bericht enthalte außerdem vieles, was unter die Gedankenfreiheit falle." taz 23.4.99 S. 20

"VERFASSUNGSSCHUTZ Kritik an PDS-Beobachtung
Opposition und SPD haben Innensenator Eckart Werthebach (CDU) wegen der Beobachtung von Teilen der Berliner PDS durch den Verfassungsschutz scharf kritisiert." WELT 23.4.99 S. 2

"Werthebach: Teile der PDS bleiben unter Beobachtung / Verfassungsschützer sehen verfassungsfeindliche Bestrebungen
... Die rechtspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Kirsten Flesch, ... ...schloß sich der Grünen-Fraktionschefin Renate Künast an, die von einem 'Mißbrauch des Verfassungsschutzamtes für politische Zwecke' sprach. Vieles, was über die PDS gesammelt werde, sei vom Gesetz nicht gedeckt und ein Fall für den Datenschutzbeauftragten." Tsp 23.4.99 S. 11

Kommentar:
"... Die politische Auseinandersetzung mit der PDS - unermüdlich beschworen - wird ersetzt durch schlapphütige Hinterzimmer-Recherchen, die im Papierkorb gut untergebracht wären. Kläglich, lächerlich." Tsp 23.4.99 S. 11

"PDS bleibt weiter im Geheimdienst-Visier / Innensenator legte Verfasschungsschutz-Dossier vor" ND 23.4.99 S. 17

Kommentar:
"Domino-Unfug
Es kennt einer einen, der einen kennt, der jemanden gekannt hat, der irgendein Pamphlet unterschrieb, das zu einer Demo aufrief, auf der ein Stein mit revolutionärem Antlitz nirgendwohin flog. Oben genannter 'Einer' gehört zur PDS. Und deshalb muß die Partei vom Landesamt für Verfassungsschutz streng beäugt werden. Nach diesem Domino-Prinzip funktioniert die geheimdienstliche Beobachtung der Berliner PDS." ND 23.4.99 S. 17

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"Polizei darf horchen und gucken / 'Spähangriff' per Gesetz erlaubt / Opposition will erneut klagen
Mit einem neuen Polizeigesetz hat Sachsens Regierung auf eine Verfassungsklage der Opposition reagiert. Doch der gestern beschlossenen Novelle, mit der auch der 'Spähangriff' eingeführt wird, droht erneut eine richterliche Prüfung. ... ...Bereiche, in denen sich 'erfahrungsgemäß Straftäter verbergen, Personen Straftaten verabreden, vorbereiten oder verüben, sich ohne erforderliche Aufenthaltserlaubnis treffen oder der Prostitution nachgehen', dürfen in Sachsen künftig per Videoüberwachung kontrolliert werden. ... Man werde auch mit dem neuen Gesetz nicht in jedes Schlafzimmer spähen, versicherte umgehend eine Sprecherin des Innenministeriums. Das lancierte rechtzeitig vor der entscheidenden Lesung im Landtag eine beruhigende Bilanz der bisherigen 'besonderen Mittel zur Datenerhebung'. Nur einmal seien 1998 verdeckte Bildaufnahmen angefertigt worden, der 'Große Lauschangriff' sei nicht ein einziges Mal praktiziert worden, ... . ... Künftig sollen Polizisten in allen Busbahnhöfen, Cafes oder Taxis des Freistaates kontrollieren dürfen - eine 'de facto sachsenweite Totalkontrolle', so Michael Friedrich, Innenpolitik-Experte der PDS-Fraktion." ND 23.4.99

"Sachsen: Innenminister bemüht sich um Schadensbegrenzung / Hardraht läßt Staatsschutzbericht überprüfen
... Das von Hardraht am 19. März vorgelegte 'Lagebild Staatsschutzkriminalität im Freistaat Sachsen 1998' enthielt Passagen über Aktionen von Umwelt- und Friedensgruppen, die sich in diesem Zusammenhang in die Nähe krimineller Aktivitäten gerückt sahen. ... Bevor Hardraht jetzt den Bericht zur Beratung und Überarbeitung zurückzog, war ihm Ende März noch Sachsens Datenschutzbeauftragter Thomas Giesen zur Seite gesprungen: 'Zur datenschutzrechtlichen Beanstandung besteht kein Anlaß', attestierte Giesen den Autoren im Landeskriminalamt. Er werde jedoch künftig darauf hinwirken, 'das künftige Veröffentlichungen deutlicher werden lassen, ob über Straftaten oder über Gefährdungslagen berichtet wird'." WELT 23.4.99 S. 5

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